Wissenschaftliche Leistungen

Bakteriologie

Ferdinand Cohn ist der Begründer der allgemeinen biologischen und systematischen Bakteriologie. Er schuf damit die Grundlagen für bahnbrechende Forschungen in der Medizin, der Hygiene, der Landwirtschaft, der Lebensmittelindustrie, der Chemie und Pharmazie. Den größeren Bekanntheitsgrad erreichten zwar Louis Pasteur, der Begründer der modernen Mikrobiologie, und Robert Koch, der Begründer der experimentellen Bakteriologie; ohne die wissenschaftlichen Grundlagen, die Cohn erarbeitete, hätten diese Wissenschaftszweige jedoch nicht einen solch raschen Aufstieg erfahren.

Die Bakterienforschung konnte zu diesem Zeitpunkt intensiviert werden, da die weiterentwickelten Mikroskope mit einem mehr als 2000-fachen Auflösungsvermögen die Strukturen der sehr kleinen Bakterien erkennen ließen.

Nach jahrzehntelanger Erfahrung auf dem Gebiet der Erforschung mikroskopisch kleiner Pflanzen und Tiere, ging Cohn dazu über, die Entwicklungsgeschichte vieler Bakterienarten, ihre Strukturen und ihre Physiologie zu erforschen. Er konnte somit die Bakterien dem Pflanzenreich zuordnen und als erster ein System erstellen, bei dem er für die Gattungs- und Artnamen die noch heute gültige binäre Nomenklatur von Carl von Linné (1707–1778) zugrunde legte. Zudem entwickelte er feste Nährböden zur Züchtung von Reinkulturen. 1876 entdeckte er die hitzeresistenten Endosporen des Bacillus subtilis, zum gleichen Zeitpunkt wie der englische Physiker John Tyndall (1820–1893), allerdings unabhängig von ihm und mit anderen Methoden. Neben weitreichenden Folgen für die Konservierung von Lebensmitteln bewirkte diese Entdeckung, dass die Urzeugungstheorie, ein Relikt aus der Antike, das die Entstehung von Leben aus anorganischem Material vertrat, endgültig widerlegt wurde.

Zu den zahlreichen Gegnern Cohns, die seine Theorie der Artenvielfalt bei den Bakterien ablehnten, gehörten auch der berühmte Arzt Theodor Billroth (1829–1894) und der Botaniker Carl Nägeli (1817–1891). Billroth vertrat die Ansicht, dass die verschiedenen Erscheinungsformen der Bakterien einer einzigen Art angehören.

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